Der deutsche Dialysemarkt – ein hart umkämpftes Geschäft
Wann waren Sie das letzte Mal in einem Restaurant, das nicht einer Kette angehört? Und wo kaufen Sie ihre Kleidung? Sicher auch in solchen Geschäften, die in jeder Stadt vorzufinden sind. Egal um welche Branche es sich auch handeln mag, die Ketten haben die Macht und besitzen die Oberhand über den Markt.
Entwicklungen in diese Richtung, die in vielen Branchen schon seit Jahren Gang und Gäbe sind, machen auch vor der Gesundheitsbranche keinen Halt. Bestes Beispiel hierfür ist der Dialysemarkt.
Zwar scheuen sich noch viele niedergelassene Ärzte, sich den kommerziellen Anbietern von künstlicher Blutwäsche anzuschließen und sich somit den Marktkräften auszuliefern. Doch haben sie künftig eine andere Wahl?
Ausgerechnet ihre eigene Interessenvertretung, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), fiel ihnen insofern in den Rücken als sie sich mit den Krankenkassen über eine Senkung der Vergütung für die ambulante Dialyse um gut 10 Prozent geeinigt hat. Begründet wird die Vergütungssenkung übrigens mit den angeblich zu hohen Einkünften der Nierenfachärzte/Nephrologen.
Die Verlässlichkeit des Gutachtens, auf der diese Begründung beruht, wird von Ärzten allerdings in Zweifel gezogen. Und selbst wenn die Einkünfte für sich gesehen sehr hoch sind; auf der anderen Seite muss beachtet werden, dass die Ärzte erhebliche Kosten für Maschinen und Zubehör aufzuwenden haben. Dafür steht den Ärzten nun ein deutlich niedrigeres Gesamtbudget zur Verfügung. Die Kosten müssen also irgendwo wieder eingespart werden.
Während die großen kommerziellen Dialyseanbieter die Möglichkeit haben, ihre Preisgestaltung entsprechend anzupassen, fehlt den nichtkommerziellen Anbietern ebendiese Möglichkeit. Den Ketten gibt dies eine gute Gelegenheit, sich am Dialysemarkt breiter aufzustellen und die als Verein oder als gemeinnützige Stiftung organisierten nichtkommerziellen Anbieter zu verdrängen.
Bislang haben letztere zwar noch die größere Anzahl an Patienten vorzuweisen – so versorgt etwa das Kuratorium für Dialyse (KFH) in Deutschland 18.500 Patienten und die Patienten-Heimversorgung (PHV) 6.800 Patienten, während der kommerzielle Anbieter Fresenius Medical Care (FMC) in Deutschland lediglich 2.000 Patienten betreut. Aber diese Zahlen dürften sich angesichts der genannten Umstände in Zukunft deutlich ändern.
Auch andere internationale Unternehmen haben von der guten Expansionsgelegenheit Wind bekommen und wollen sich verstärkt am deutschen Dialysemarkt beteiligen. Vor allem die Dialysekette Diaverum kündigt Großes an: Der schwedische Anbieter behandelt derzeit 1.600 Patienten in deutschen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), will die Zahl jedoch auf 3.200 erhöhen, um damit dem Ziel, den Umsatz in den kommenden vier Jahren zu verdoppeln, näher zu kommen. Ebenso hat der amerikanische Anbieter Davita vor, sich verstärkt am deutschen Markt zu präsentieren.
Die oben angesprochene Scheu der Ärzte, sich den Ketten anzuschließen, besteht im Übrigen nicht ohne Grund. Sollte es tatsächlich so weit kommen, dass der Markt letzten Endes von nur wenigen großen Anbietern beherrscht wird, so hätten diese auch die Macht, den Krankenkassen die Preise vorzuschreiben. Die zu Anfang eintretenden Einsparungsmöglichkeiten durch eine Zusammenarbeit mit den kommerziellen Anbietern könnten damit nicht nur zunichte gemacht werden, sondern sich sogar als große Kostenfalle entpuppen.
Quellen:
„Ärztelobby ebnet privaten Ketten den Weg in den Gesundheitsmarkt“, FAZ vom 04.02.02014
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/krankenkassen-sparen-bei-dialyse-patienten-a-908464.html
http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/berufspolitik/article/831261/dialyse-plaene-nierenaerzte-alarmiert.html